Jahresbericht 2021/2022
Die wirtschaftliche Situation in Sri Lanka hat sich seit Anfang des Jahres extrem zugespitzt. Durch jahrelange Misswirtschaft, Fehlplanungen, durch die Pandemie und dem damit ausbleibenden Tourismus sowie die immer größer werdenden Auslandsschulden hat die Regierung das Land in die größte Krise gestürzt.
Der tägliche Überlebenskampf für den Großteil der Bevölkerung wird von Tag zu Tag katastrophaler. Die Not ist groß!
Da das Land nicht mehr über Devisen verfügt, kann es seit März 2022 kaum noch Gas, Treibstoff, Medikamente sowie bestimmte Lebensmittel einführen. Wir bekommen immer wieder Fotos von leeren Regalen im Supermarkt. Der Preis für Grundnahrungsmittel wie Brot, Reis und Milchpulver hat sich verdoppelt bis verdreifacht. Viele Menschen haben seit Monaten keine Arbeit. Die meisten Familien können sich nur noch zwei- bzw. eine Mahlzeit am Tag leisten.
Im Frühjahr/Sommer 2022 waren erneut die Schulen und Universitäten geschlossen, da es keinen Treibstoff für die Busse gab. Auch im Moment ist das Benzin dreimal so teuer wie vor einem Jahr und limitiert.
Patenschaften
Zurzeit unterstützen wir 75 Schulkinder und StudentInnen aus armen Familien. Meist sind die Mütter alleinerziehend, der Vater verstorben, schwer krank oder hat die Familie verlassen. Durch die Schulschließungen in den letzten Jahren wurden auch die Termine für die Abschlussexamen immer wieder verschoben.
Einige Patenkinder konnten verspätet in der Zwischenzeit ihre O-Level/A-Level Examen schreiben und ihren Schulabschluss beenden.
Was dieses Jahr verstärkt zu beobachten war, dass auch sehr gute Schüler in ihrem Abitur nicht die geforderte Punktezahl erreichten, um die Zulassung zur Universität zu erhalten. Viel zu lange waren die Schulen geschlossen und der Online-Unterricht mangels Laptops nicht verfügbar. So haben wir gerade mehrere Patenkinder, die das A-Level Examen nochmals wiederholen möchten und um weitere Unterstützung baten.
Aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise unterstützen wir alle Patenschaften seit Juli 2022 vorübergehend mit einem zusätzlichen Betrag, um die Not in den Familien etwas zu lindern.
Durch den höheren Umtauschkurs Euro – SL Rupie konnten wir einen Teil davon selbst stemmen und den anderen Teil durch zusätzliche Spenden finanzieren.
In den Monaten Januar und Februar besuchte ich fast alle unsere 70 Patenkinder zu Hause und überprüfte die familiäre Situation.
Unser jährliches Patenschafts-Treffen durfte aufgrund der Corona-Pandemie auch dieses Jahr nicht stattfinden.
Einigen unserer Studenten/-innen halfen wir, mit der Beschaffung von Laptops, was eine wesentliche Erleichterung für ihr Studium darstellt. Die Geräte gehen nach Beendigung ihres Studiums wieder an uns zurück und werden an neue Studierende weitergegeben.
Kalupe Schule
Die kleine Dorfschule in Kalupe besuchen zur Zeit 146 Schüler von der ersten bis zur fünften Klasse.
Zum Schulanfang im Januar organisierte unser Englischlehrer Mr. Ranjan das gesamte Schulmaterial und Workbooks für alle Schüler der Schule, für das wir dieses Jahr wieder die vollen Kosten übernahmen.
Der Schulleiter und die Lehrer sind sehr dankbar für diese Hilfe, da somit das Gelingen des Unterrichts erleichtert wird, weil alle Kinder z. B. Stifte und Hefte zur Verfügung haben.
In dieser armen Region ist es nicht allen Eltern der Kinder möglich, die Grundausstattung für das neue Schuljahr zu bestreiten.
Nachmittagsunterricht
Der Vormittagsunterricht in allen Schulen ist kostenfrei, jedoch wird nur zwei Drittel des Lernstoffes behandelt. Das dritte Drittel wird nachmittags gegen Gebühr für die Lehrer unterrichtet. Für einen erfolgreichen Schulabschluss ist der Besuch der sogenannten Tutions-Klassen unerlässlich. Viele Eltern können diese zusätzlichen Kosten nicht aufbringen.
Seit vielen Jahren übernehmen wir in der Kalupe Schule für alle lernschwachen Kinder diese Kosten in den Unterrichtsfächern Englisch, Sinhala und Mathematik.
Seit Jahren erteilte unser sehr engagierter Englischlehrer Mr. Ranjan zusätzlich für die Schüler kostenlose Prüfungsvorbereitungs- und Förderkurse in Englisch.
Seit März dieses Jahres ist er nun im Ruhestand, versicherte aber weiterhin für die Organisation des Schulmaterials und für den Förderunterricht seine Unterstützung zu.
Kindergarten Angankanda
Dieser Kindergarten wird derzeit von 25 Mädchen und Jungen im Alter von drei bis fünf Jahren besucht. Geleitet wird er von unserer sehr engagierten Erzieherin Mrs.Geethika und ihrer Assistentin Mrs. Iresha.
Zum Schuljahresanfang wurden alle Kinder mit je zwei Uniformen und dem benötigten Material ausgestattet.
Neben Singen, Tanzen und Basteln werden die Kinder schon mit dem Schreiben der ersten Buchstaben im singhalesischen und englischen Alphabet unterrichtet. In Sri Lanka ist es üblich, dass alle Kinder eine Vorschule besuchen, in der bereits die Kinder mit dem Alphabet und den Zahlen bis 10 vertraut gemacht werden.
Da unsere Kindergartenkinder zum Teil aus weit entfernten Dörfern kommen und der Weg für die Kleinen zu Fuß zu anstrengend ist, haben wir einen Tuk-Tuk Bring- und Abholservice für diese Kinder eingerichtet.
Deren Eltern arbeiten meist auf der Zimtplantage für ein sehr geringes Einkommen. Es wäre für sie schwierig, selbst den Kindergartenplatz zu finanzieren.
Daher übernimmt unser Verein hier die gesamten Kosten für die Lehrerin, die Assistentin, für das Material sowie die Hälfte der Kosten für den Tuk-Tuk Service. Die Eltern sind sehr dankbar für dieses Angebot, weil die Kinder dadurch beim Schuleintritt ähnliche Chancen wie Kinder aus wohlhabenderen Familien bekommen.
Zum neuen Schuljahr im Januar wurde der Kindergarten renoviert und ein Schreiner fertigte neue Tische für die Kleinen an.
Im Frühsommer kam der erste Hilferuf von unserer Erzieherin. Die Kosten explodierten durch die Wirtschaftskrise und alles wurde doppelt so teuer.
Auch das Gehalt unserer Erzieherin und Assistentin musste erstmals vorübergehend angepasst werden. Mit Extraspenden entschlossen wir uns, den Kindern täglich eine warme Mahlzeit im Kindergarten zu finanzieren.